Helena Reinsch (d)

KY/BO ist das optimale Fahrrad für die Stadt

Diplom Gesaltung
Prof. Peter Eckart

Diplom Theorie
Dr. Thilo Schwer

26. Oktober 2018

Es ist wendig, kompakt, schnell, leicht und smart: KY/BO besteht aus Aluminium, das aus einer dünnen, recycelten Platte geformt und gestanzt wird. Das Konzept beginnt mit einer simplen und prozessreduzierten Herstellung. Die kleinen Laufräder – 24 Zoll – und der kurze Radstand machen das Fahrrad wendig und damit perfekt für eine Nutzung in der Stadt. KY/BO besitzt einen Elektroantrieb. Dieser wird von der Rahmenhülle geschützt. Der Motor befindet sich im Tretlager, die Schaltung in der Hinterradnabe, und der Akku ist austauschbar. Eine simple Ladestation ermöglicht einen schnellen Ladevorgang in der Wohnung oder auf der Arbeit. Die Sattelstange ist nicht nur stabil, sondern dank ihrer Form ist der Sattel immer richtig ausgerichtet. Neben dem Akku befindet sich in dem Rahmenkörper auch ein kleines Fach für Handy, Geldbörse und Schlüssel. Hier kann das Smartphone über Wireless Charging kabellos aufgeladen werden. Zusätzlich kann das Handy über Bluetooth mit dem Navigationssystem verbunden werden. Ein Display im Vorbau zeigt durch simple Pfeile und Straßennamen den Weg. So kann das Handy im Fach verstaut bleiben und trotzdem den Weg weisen. Um nicht nur einen sicheren Weg zu garantieren, beinhaltet das Konzept KY/BO ein umfassendes Sicherheitssystem. Dazu gehört unter anderem ein abnehmbares Faltschloss. Das Schloss kann über einen Touch-Pin oder Fingerprint verriegelt und geöffnet werden. Wenn das Schloss geschlossen wird, werden gleichzeitig auch alle weiteren Tools gesperrt: das Fach im Rahmenkörper kann nicht mehr geöffnet werden, die Gepäckstücke können nicht mehr von den Andockstellen gelöst werden, außerdem wird der Standort auf dem Smartphone gespeichert. Die Ortung kann im Falle eines Diebstahls genutzt werden, um den Standort von KY/BO nachzuverfolgen. Die gesamte Verkabelung – Bremszüge, Stromversorgung für Lichter und Motor sowie Schaltzüge – verläuft im Inneren des Rahmens. Vorbau, Lenker und Bremsen bilden außerdem eine geschlossene Einheit, was zusätzliche Montage verhindert. Den Transport für den alltäglichen Gebrauch ermöglichen die Andockstellen. Sie befinden sich in der Sitzstrebe. Rücklichter, Korb oder Kindersitz können an ihnen befestigt werden. Somit bietet KY/BO ein modulares System zur Erleichterung des Alltags.

CV

Die gebürtige Berlinerin kam für ihr Studium 2012 nach Offenbach. Ihre praktische Diplomarbeit absolvierte sie unter der Betretung von Prof. Peter Eckart. Sie entwarf in zusätzlicher Betreuung von zwei erfahrenen Fahrradgestaltern der Fahrradfirma Canyon – Dipl.-Designer Lars Wagner und Dipl.-Designer Fedja Delic – ein smartes Fahrrad für den urbanen Raum. Das Thema Fahrrad interessierte die junge Designerin bereits vor ihrem Studium: sie fuhr Mountainbike und lernte in der Bielefelder Manufaktur das klassische Rahmenbauen und in dem Forschungsinstitut FES in Berlin den Carbonbau kennen.

Bereits nach ihrem zweiten Semester an der HfG entwarf und baute sie in den Semesterferien ihr erstes Fahrrad. Der Ingenieur Jochen Kleinebene – Leiter der Manufaktur Patria – sowie die Werkstattmitarbeiter unterstützen sie bei der Konstruktion des Lastenrades. Für die Sommertouren des Historischen Museums Frankfurt baute sie ein zweites Lastenrad und eine passende Kiste, welche nicht nur viel genutzt, sondern auch zu der Eröffnung des Museums ausgestellt wurde.

An der Hochschule besuchte Helena nicht ausschließlich Projekte des Fachbereichs Produktgestaltung: im Rahmen der Experimentellen Raumgestaltung von Prof. Hainer Blum realisierte sie interkulturelle Projekte innerhalb des öffentlichen Raumes Offenbachs. Außerdem nahm sie an dem Projekt „Wohnbüro“ welches unteranderem von dem Architektur Büro bb22 initiiert wurde teil. Mit dem dort entstandenen Kollektiv organisierte sie eine Ausstellung im Rahmen der Luminale 2014. Sie kuratierte den Istanbuler Fotografen Maitra (Murat Can Kusun) und machte mit ihrer Installation „Büroleiche“ auf den Leerstand in Offenbach aufmerksam.

Die Auseinandersetzung mit ihrer Wahlstadt brachte sie zu verschiedenen weiteren Projekten im Öffentlichen Raum: im Rahmen des Architektursommers 2015 organisierte sie gemeinsam mit Lena Bakonalim ein Wassertaxi welches unter dem Namen „Gabi die alte Seekuh“ Offenbach und Frankfurt auf dem Wasserweg miteinander verband. Außerdem baute sie 2014 eine fahrbare Küche. Auf dieser ließ sie zwei Offenbacherinnen ihre traditionellen Gerichte kochen. Mitten auf der Fußgängerzone Offenbachs kamen so Leute zusammen um eritreisch, italienisch und indisch zu essen. Von den eingenommenen Spenden wurden die Zutaten und die Köchinnen bezahlt.

Für ihre theoretische Diplomarbeit im Fachbereich Produktgestaltung beschäftigte sich Helena mit der Gestaltung als bindendes Glied verschiedener Disziplinen: der feministischen Raumforschung, der Infrastruktur, der Stadtgestaltung und der Architektur und allgemein gendersensiblem Design. Für diese theoretische Arbeit führte sie ausführliche Interviews mit der Designtheoretikerin Uta Brandes und dem Trans*Fashion Designer Emrah Polywka des Labels „Adrian Weiss“.