Bennet May (d)

Kamillo

Diplom Gestaltung
Prof. Peter Eckart

26. Oktober 2018

Demografischer Wandel und Pflegenotstand sind zwei Schlagworte unserer Zeit. Die Gesellschaft wird immer älter. Eine sich stetig verbessende medizinische Versorgung und sinkende Geburtenraten tragen ihren Teil dazu bei. In den Medien wird regelmäßig von überbelasteten Pflegerinnen und Pflegern berichtet. Zu viel Arbeit für zu wenig Personal.

Kamillo ist das Konzept eines Duschstuhls, der für die Anwendung im Bereich der täglichen Körperhygiene von pflegebedürftigen Menschen jeden Alters entwickelt wurde. Im Vordergrund der Entwicklung stand, einen Duschstuhl so zu gestalten und in einen neuen Kontext zu setzen, dass ihn sein_e Betrachter_in nicht mehr als Pflegehilfsmittel wahrnimmt. Sicherung von Diskretion, Intimität und Autonomie, Selbstbestimmung, Pflegepersonal entlasten, um eine effizientere Pflege zu gewährleisten, waren die Ansprüche, die Kamillo erfüllen musste.

Weiter entscheidend war, eine Formsprache zu entwickeln, welche die Stigmatisierung von Patienten durch Pflegehilfsmittel aufbricht und die Pflegebedürftigen nicht mehr als krank diskriminiert.

Grown-up toy soldiers – Die Spielzeugwaffe in Händen von Erwachsenen und Kindern

Diplom Theorie
Dr. Thilo Schwer

Die Faszination für Spielzeugwaffen ist kein Phänomen der Gegenwart. Im historischen Rückblick lässt sich die Anziehungskraft, welche Spielzeugwaffen bzw. Kriegsspielzeug auf Kinder ausübt, immer wieder nachweisen. Beschränkt sich das Interesse an Spielzeugwaffen nur auf Kinder, oder lassen sich Hinweise dazu finden und darlegen, dass sich ebenso Erwachsene für das Spiel und die Spielzusammenhängen interessieren?

Um dieser Frage nachzugehen, setzt sich der Autor mit der Verwendung und Bearbeitung von Spielzeugwaffen in subkulturellen Kontexten auseinander. Für das Verständnis, der im Spiel verankerten Mechanismen, wird zunächst der Spieltrieb im Allgemeinen sowie Theorien über das Spielen diskutiert.

Weiter wird in einem geschichtlichen Überblick die Entwicklung von Kriegsspielzeug in Deutschland dargelegt und auf die Instrumentalisierung von Kinderspielzeug zu politischen Zwecken verwiesen. In diesem Zusammenhang soll das Motiv des Do-it-yourself (DIY) in der Nachkriegszeit in Deutschland erläutert werden und aufzeigen, wie sich das Spiel mit Kreativität und handwerklichen Fertigkeiten verknüpfen lässt. Anhand der NERF-Blaster der Firma Hasbro soll zeigt sich, wie ein Spielzeug für Kinder in einer subkulturellen Fangemeinde aufgegriffen, angeeignet und modifiziert werden kann. Durch das verändern in die vom Hersteller vorgegebene Gestaltung kann die Spielzeugwaffe durch den Einfluss von Fangemeinde am Beispiel der LARP (Live Action Role Playing) sich zu einer komplexe Fantasiewelten wandeln und im Spiel erlebt werden.Dabei zeigt sich, dass das Umgestalten bzw. Modifizieren von Spielzeugwaffen bei Erwachsen ähnlichen Grundmotiven folgt, wie das Spiel der Kinder im Umgang mit Naturspielzeug. Durch das Eingreifen in die vom Hersteller vorgegebene Gestaltung kann die Spielzeugwaffe, je nach Arbeitsaufwand und Kontext der Modifizierung, mit negativ behafteten Anzeichen aufgeladen werden, die wiederrum das Spielzeug als solches entfremden und im schlimmsten Fall der Eindruck einer Anscheinswaffe entstehen kann.

Ebenso interessant ist die Beobachtung, dass einige der modifizierten NERF-Blaster, nach Vorlagen aus Computerspielen wie z.B. Mass Effect oder Filmen wie Star Wars oder Mad Max gefertigt werden. So stellt sich abschließend die Frage, ob das Modifizieren von Spielzeugwaffen dem Fan (Spieler) die Möglichkeit gibt – auf Basis der NERF-Blaster – seine Lieblingswaffen aus der virtuellen Computerspielwelt bzw. Filmwelt in die reale Welt übertragen zu können, um sie als Trophäen zu besitzen.